Mit Heizungsreglern die ErP-Klasse einer Verbundanlage verbessern

Mit Heizungsreglern die ErP-Klasse einer Verbundanlage verbessern

Lesezeit: 4 Min

Bedeutung / Relevanz

Der Klimawandel und Energieeffizienz sind in aller Munde. Einen wichtigen Beitrag zum Erreichen der Klimaziele spielt der private Energiebedarf. Gut ein Viertel des gesamten Endenergieverbrauchs innerhalb der EU entfällt auf private Haushalte. Von diesem „Endenergieverbrauch“ entfallen wiederum über 63% auf die Raumheizung.

“In the EU, the main use of energy by households is for heating their homes.“

Aus diesem Grund wurde von der EU-Kommission die europaweit gültige ERP-Richtlinie (lang: „Energy related Products Directive“) ins Leben gerufen.

Ihr Ziel:

  • Die Steigerung der Energieeffizienz.
  • Beim Verbraucher ein Bewusstsein für Energieeffizienz schaffen.
  • Eine Orientierung für Verbraucher bieten indem Energieeffizienz vergleichbar wird.

Produktlabel / Verbundlabel

Um die Ziele der ERP-Richtlinie zu erreichen und Energieeffizienz zu einem einfach vergleichbaren Kriterium bei der Kaufentscheidung einzuführen müssen Produkte, die unter die ERP-Richtlinie fallen, mit einem Energieeffizienzlabel (auch „ERP-Label“ genannt) versehen werden.

Hierbei wird zwischen einem Produktlabel und einem Verbundlabel (bzw. Paketlabel) unterschieden.

Energielabel

Produktlabel:

  • Für eigenständige Produkte
  • Wird vom Hersteller ausgestellt
Paketlabel

Verbundlabel:

  • Für Systeme aus mehreren Komponenten
  • zugehörige Heizungskomponenten im Paketlabel: Temperaturregler, Solaranlagen mit solarbetriebenen Warmwasserspeichern, Zusatzheizgeräte
  • Die Ausstellung des Verbundlabels für Komplettsysteme erfolgt dabei vom Hersteller oder bei zusammengestellten Komponenten durch den Fachhandwerker (z.B. mit Hilfe des Rechners auf heizungslabel.de)
  • Zeigt zwei Energieeffizienzklassen an
    1) (Linke Seite) Effizienz aus dem Produktlabel
    2) (Rechte Seite) Energieeffizienz des Systems
  • Energieeffizienz des Systems wird durch die Summe der einzelnen Energieeffizienzen ermittelt und anschließend erfolgt eine erneute Einstufung per Skala

Energieeffizienzklasse

Der wichtigste Teil des ErP-Labels ist die Einteilung in Energieeffizienzklassen. Hier werden Produkte derzeit auf einer Skala von G bis A++ eingestuft. Ab März 2021 sollen die „Plus“-Klassen allerdings stufenweise verschwinden und es wird nur noch die Klassen A bis G geben.

Die Einstufung in die jeweilige Klasse auf der Skala wird anhand der sogenannten Energieeffizienz-Kennzahl vorgenommen.

Diese wird so definiert:

„Die „jahreszeitbedingte Raumheizungs-Energieeffizienz“ (ηs) bezeichnet den Quotienten aus […] dem gedeckten Raumheizungsbedarf in einer bestimmten Heizperiode und dem jährlichen Energieverbrauch zur Deckung dieses Bedarfs in %.“

Tabelle

Effizienz eines Reglers der Temperaturklasse entnehmen

Regler sind ein wichtiger Teil einer Verbundanlage und erhöhen die Gesamt-Effizienz einer Anlage. Dies wird im Verbundlabel berücksichtigt indem die Energieeffizienz des Reglers addiert wird.

Die Effizienz-Kennzahl des Reglers wird aus der jeweils passenden Temperaturregler-Klasse entnommen. Hierbei wird eine Einteilung anhand von Kriterien vorgenommen, die erfüllt sein müssen um diese Klasse zu erreichen.

Hinweis: Eine höhere Klasse bedeutet nicht direkt eine höhere Energieeffizienz. Bei genauem hinsehen fällt auf, dass die Klasse 2 eine höhere Effizienz als Klasse 3 hat. Dasselbe gilt für die Klassen 6 und 7.

Nachdem die passende Klasse für den Regler gefunden ist kann die entsprechende Energieeffizienz aus der Tabelle entnommen werden und in das Verbundlabel einfließen.

Beispiele für die Temperaturregler-Klassen

Die nachfolgende Übersicht veranschaulicht die Einteilung von Temperaturreglern anhand dieser Kriterien und gibt konkrete Beispiele für die einzelnen Klassen.

Klasse 1:
Stand-Alone Bi-Metall Thermostat
Bsp.: RC21

Klasse 2:
Witterungsgeführter Heizkreis mit modulierender Energieanforderung. Bsp.: MHCC

Klasse 3:
Witterungsgeführter Heizkreis mit An/Aus Energieanforderung. Bsp.: LHCC

Klasse 4:
Bsp.: °CALEON Thermostat

Klasse 5:
Raumgeführte (1) Regelung mit modulierender Energieanforderung (2). Bsp.:

Klasse 6:
Raum- (1) und witterungsgeführte (2) Regelung mit modulierender Energieanforderung (3). Bsp.: LHCC + °CALEON + Brenner

Klasse 7:
Raum- (1) und witterungsgeführte (2) Regelung mit Ein/Aus Energieanforderung (3). Bsp.: LHCC + °CALEON + Brenner

Klasse 8:
Mehrzonen-Regelung mit modulierender Energieanforderung. Bsp.: °CALEONbox mit 0-10V Kesselansteuerung + °CALEON + Raumsensoren

Integration der Regler-Klasse in das Verbundlabel

Nachdem die passende Klasse für den Regler gefunden ist kann die entsprechende Energieeffizienz aus der Tabelle entnommen werden und in das Verbundlabel einfließen. Zur Berechnung der Gesamt-Effizienz einer Verbundanlage werden die Energieeffizienz-Kennzahl der einzelnen Komponenten addiert. Die folgende Grafik veranschaulicht das Vorgehen hierbei.

Zum Abschluss noch ein Ergebnis aus einer Umfrage des Umweltbundes, warum sich das Erreichen einer höheren Stufe im ERP-Label lohnen kann:

In 84% der Fälle wird durch das Energielabel die Kaufentscheidung beeinflusst .

Quelle: * „Umweltbewusstsein in Deutschland 2014“, repräsentative Bevölkerungsumfrage, herausgegeben von Bundesumweltministerium und Umweltbundesamt.

Fazit

Regler spielen eine entscheidende Rolle bei der Energieeffizienz von Heizungssystemen. Dies berücksichtigt auch das ERP-Label. Im Verbundlabel wird die „Energieeffizienz“-Kennzahl des Temperaturreglers hinzuaddiert. So kann nicht nur das System selbst sondern auch die ERP-Klasse von der Verwendung eines passenden Reglers profitieren.

Marvin Alexander Gellenthin

Über den Autor

Marvin Gellenthin hat nach abgeschlossenem Masterstudium im Wirtschaftsingenieurwesen zunächst Erfahrung im Maschinenbau gesammelt und widmet sich heute der Automatisierung von HVAC-Systemen.

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